Kurzzusammenfassung der Untersuchungen (Stand Ende 2015), ehemals auf "Aktuelles"-Seite hinterlegt, Forschungsstand inzwischen veraltet
Seit Anfang April 2012 Baubegleitung der Arbeiten zur Neugestaltung der Mengener Innenstadt/Baubegleitung Nahwärmetrassen im Auftrag des IKU Rottenburg. Es gibt interessante (vorläufige) Ergebnisse: Der mittelalterlichen Stadtbefestigung geht ein ca. 11 m breiter Graben voran, der nach letzten Erkenntnissen ein Gebiet zwischen Riedlinger Tor und ehemaligem Spitalbereich bzw. zwischen Wasser- und Fuchsstraße umschloss. An der Fuchsstraße und am Kirchplatz datieren Planierungen über der Grabenverfüllung ins 14./15. Jahrhundert. Mittlerweile liegt auch ein C14-Datum aus der Fuchsstraße vor: Hier wurde der Graben vermutlich in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts verfüllt, wobei eingebrachte Astlagen (aus denen das datierende Material gewonnen wurde) die Verfüllung stabilisieren sollten.
Das frühstädtische Mengen (Befestigung vermutlich im 12. Jh.) umfasste ein im Vergleich zur spätmittelalterlichen Stadt deutlich kleineres Areal: ohne die "Katzede" im Norden der Stadt, ohne die "Burg" in Nordwesten der Stadt, ohne die Liebfrauenkirche, ohne die anderen Adelssitze in den Ecken der späteren Stadt. Damit wird es erforderlich, die Frühgeschichte der Stadt Mengen komplett neu zu überdenken. Die bisherige Version (Bleicher), die Stadt wäre aus zwei frühmittelalterlichen Kernen entstanden - einem "Königshof" mit Eigenkirche St. Maria im Nordwesten und einem "Herzogshof" um Katzede und Wendelstein im Nordosten der Stadt kann so nicht aufrechterhalten werden. Nach den aktuellen Erkenntnissen sehr viel wahrscheinlicher ist ein monozentrischer Ursprung um eine frühmittelalterliche Ansiedlung um die Martinskirche, die vermutlich schon früh übergeordnete Funktionen als Königshof/Pfalz innehatte. Nach den letzten Untersuchungen könnte das Gebiet des Königshofs nördlich der Martinskirche im Bereich der Schmiedgasse zu lokalisieren sein. Diese Ausgangssiedlung scheint im 12. Jh. zu einer befestigten Frühstadt ausgebaut worden sein - möglicherweise in Zusammenhang mit dem 1170 dort abgehaltenen Hoftag Kaiser Barbarossas. Nach den neuen Daten scheint Mengen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stark gewachsen und vermutlich erstmals in den Grenzen der heutigen Altstadt befestigt worden zu sein. Im späteren 13. Jh. wurde das ehemalige "freie Mengen" als Habsburger Stadt baulich, aber auch rechtlich "neu errichtet" (1276).
Spannend sind auch die Ergebnisse zur spätmittelalterlich-frühneuzeitlichenen Stadtbefestigung. Ließ sich bislang an drei verschiedenen Stellen nachweisen, dass die Zwingermauer in genau 3,30 m Abstand um die Stadtmauer verlaufen war, konnte am nördlichen Stadttor eine Verengung des Zwingers auf ca. 2,40 m Breite festgestellt werden. Vermutlich ist das im Sinne einer Einbindung einer älteren Struktur an dieser Stelle zu werten. Das ist insofern interessant, als nach bisherigem Forschungsstand das Scheerer Tor im frühen 17. Jahrhundert erstmals errichtet worden ist: Das Tor wird erstmals 1623 als "Neues Tor" erwäht. Tatsächlich gibt es noch weitere Argumente dafür, dass der nördliche Stadtausgang älter ist und vermutlich sogar zur ursprünglichen Stadtkonzeption gehörte: Die durch das Scheerer Tor führende Mittlere Straße wurde nach den neueren archäologischen Beobachtungen bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt einplaniert und befestigt - in unmittelbarem Zusammenhang mit der Aufgabe der letzten (frühstädtischen?) Grubenhäuser.
Ein aktueller Überblick zum Forschungsstand findet sich hier: Arbeitsbericht Februar 2015, ergänzend können die neuesten Untersuchungen (Arbeitsbericht Dezember 2015) herangezogen werden, die v.a. neue Befunde zur Stadtbefestigung erbracht haben.