Kurzes Resümee der Sondageuntersuchung Mai 2018, ehemals auf "Aktuelles"-Seite hinterlegt. Forschungsstand inzwischen veraltet
Im Auftrag der Gemeinde Dußlingen fand im Mai 2018 eine einwöchige Sondageuntersuchung im zukünftigen Baugebiet "Hofstatt" am südwestlichen Ortsrand statt. Auslöser waren Lesefunde von älterer gelber Drehscheibenware, Schlacke sowie der Flurname, der auf eine ältere Siedlungsstelle an diesem Ort verweist. Bei der Sondageuntersuchung, welche auf die zukünftigen Straßentrassen im oberen/nördlichen Teil des Baugebiets beschränkt war, ließen sich die Lesefunde zwar vermehren, jedoch nicht gesichert mit Befunden korrelieren. Stattdessen traten in weiten Teilen des Sondageareals merowingerzeitliche Siedlungsbefunde auf. Da die ältere gelbe Drehscheibenware aus den Lesefunden auch in "rauwandigen" Ausprägungen auftritt, die in die Karolingerzeit zurückgehen dürften, spricht vieles dafür, dass die neu entdeckte Siedlung während des Frühmittelalters kontinuierlich bestand und dabei allmählich nach Osten Richtung Steinlachtal wanderte.
Wie die ungewöhnliche Form des Altortes schon nahelegt, ist Dußlingen damit mit hoher Wahrscheinlichkeit aus zwei frühmittelalterlichen Siedlungskernen entstanden: Dußlingen rund um Kirche und Burg im Norden und die später "Hofstatt" genannte Siedlung im Südwesten. Beide Orte dürften auf verschiedene Rammert-Querungen ausgerichtet sein und damit unterschiedliche Funktion im kleinräumigen Verkehrsnetz gehabt haben. Weil die merowingerzeitliche Keramik (Grobware ohne charakteristische Randformen) sich einer Feindatierung entzieht, kann die absolute Datierung des Siedlungsbeginns in der "Hofstatt" aktuell noch nicht auf den Punkt gebracht werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist daher auch noch offen, ob es sich bei der später "Hofstatt" genannten Siedlung um eine spätmerowingerzeitliche Ausbausiedlung handelt oder möglicherweise um eine von Dußlingen unabhängige Gründung.
Die wegen der Erkenntnisse aus der Sondageuntersuchungen angesetzten archäologischen Ausgrabungen werden in Kürze beginnen, durchgeführt von der Tübinger Grabungsfirma ArchaeoConnect.
Nachtrag September 2020: Es sei darauf verwiesen, dass die erwähnte Grobware inzwischen neolithisch datiert wird. Diese Einschätzung hatte ich wegen der klaren Korrelation zu Silexfunden in meinem ursprünglichen Grabungsbericht im Übrigen auch schon vertreten, bevor ich die Grobkeramik aufgrund Experteneinwands seitens des Landesamts in die Merowingerzeit umdatierte (zweite Version des Grabungsberichts). Die siedlungsgeschichtliche Einschätzung für das Frühmittelalter ändert sich durch die Zuweisung des Gros der Befunde zu einer steinzeitlichen Siedlung jedoch nicht wesentlich.